Wodurch zeichnet sich gutes Coaching aus?
Werfen wir zunächst einen Blick darauf, wie es zum Ausdruck Coaching kam. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „Coach“ ab und stand einst für den Kutscher, dessen Aufgabe es war, den Wagen sicher ans Ziel zu bringen. In den 1850er-Jahren wurde der Begriff mehr und mehr umgangssprachlich für einen privaten Tutor von Studenten verwendet und hielt dann Ende des 19. Jahrhunderts Einzug in die Welt des Sports. Der Coach war dafür verantwortlich, seinen Schützling oder seine Mannschaft zielgerichtet auf sportliche Wettkämpfe vorzubereiten. Durch den Spitzensport etablierte sich der Begriff Coach in der deutschen Sprache und wurde gemeinhin im Sinne eines Trainers verwendet.
In den 70er-Jahren entstand aus dem Coach das Wort Coaching, welches die Dienstleistung eines Coaches beschreibt. Im Wesentlichen schildert es Trainings- und Beratungskonzepte zur Entwicklung privater und beruflicher Ziele, sowie das Erlangen der dazu notwendigen Kompetenzen. Nach wie vor ist der Begriff nicht geschützt und es kann sich jeder „Coach“ nennen. Deshalb gilt es, Kriterien zu definieren, welche die Qualität eines Coachings gewährleisten.
Wer profitiert vom Coaching?
Ich werde häufig mit der Frage konfrontiert, was einen guten Coach bzw. gutes Coaching im beruflichen Kontext auszeichnet. Automatisch kommt bei mir der Gedanke auf, ob ich selbst ein guter Coach bin bzw. wer das beurteilen kann – ich, meine Klienten oder die Menschen, die die Veränderungen meiner Klienten wahrnehmen? Meine Antwort ist klar: Die von meinen Klienten geführten Menschen sind diejenigen, die die Qualität eines Coachings beurteilen können. Wenn sie nachhaltige positive Veränderungen bei ihrem Chef feststellen, dann hat das Coaching funktioniert. In meinen Coachings binde ich die Menschen im Umfeld meines Klienten mit ein und befrage sie, was sich für sie durch das Coaching ihres Chefs verändert hat. Aus diesen Befragungsergebnissen leite ich wiederum ab, ob mein Coaching erfolgreich war. Insbesondere im beruflichen Kontext ist es mir wichtig, dass nicht nur die von mir gecoachte Person profitiert, sondern auch die Menschen aus deren Umfeld.
Wie geht gutes Coaching?
Im Fokus steht für mich die Frage nach dem «wie» – wie geht gutes Coaching? Die meisten Menschen gehen davon aus, dass ein guter Coach in erster Linie gute Fragen stellt. Die Fragen sollen dem Gegenüber helfen, sich zu reflektieren und damit letztlich selbst die Antworten zu finden. Ein Coach im Sport gibt seinem Coachee Anweisungen. Der Coachee setzt diese um und reflektiert das Ergebnis mit seinem Coach. Ich praktiziere eine Mischung aus beidem.
Fragen über Fragen
Ein guter Coach zeichnet sich durch die Art seiner Fragen aus. Er stellt offene Fragen, d. h. Fragen, die nicht mit einem simplen Ja oder Nein zu beantworten sind. Dabei bedient er sich einer definierten Abfolge nützlicher Fragen. Ich zum Beispiel beginne Coaching-Gespräche oft mit der Frage: «Was beschäftigt dich gerade besonders?», um anschliessend ein „und was noch?» nachzuschieben. Hiernach stelle ich die Folgefrage «um was geht es hier konkret?» bzw. «was ist hier deine wirkliche Herausforderung?» Mit den Antworten ergibt sich zunehmend ein Bild von der problematischen Situation meines Klienten, sodass ich sein Anliegen nachvollziehen kann. Wenn der Punkt erreicht ist, dass ich mir eine Vorstellung von seinem Problem machen kann, geschieht etwas in meinem Kopf: Es beginnen sich Lösungen zur Problemstellung zu formen. Eine innere Stimme meldet sich immer lauter: «Ich habe eine Lösung für dein Problem», «ich habe sogar mehrere Lösungen», «ich selbst stand vor dem gleichen Problem und habe es erfolgreich gelöst» oder «ich habe dieses Problem schon bei anderen Klienten gehört und will dir nun dazu meine Lösung mitteilen».
Coaching oder Beratung?
Meist kann ich den Drang, mit meiner Lösung sprichwörtlich wie mit der Tür ins Haus zu fallen, bändigen und mein Gegenüber fragen „was möchtest du?» und «wie kann ich dir helfen?». In der Regel präsentiere ich meinem Klienten dann mögliche Lösungen. Streng genommen verlasse ich damit die Ebene des Coachings, welche vorsieht, dass der Klient die Lösungen selbst erarbeitet und begebe mich auf die Ebene des Beratens. Im Nachgang an eine solche Coaching Session analysiere ich mich selbst und hinterfrage, ob es gut war, die Ebene des Fragens zu verlassen. Offengestanden bin ich etwas unschlüssig, was dieses Thema angeht. Nach 20 Jahren in der Unternehmensberatung bin ich geprägt von der Denke, meinen Klienten eine inhaltliche Lösung präsentieren zu wollen, nein zu müssen. Denn dafür erhalte ich letztlich mein Honorar. Ich habe über die Jahre einen methodischen Baukasten geschaffen, der in Breite und Tiefe kaum zu überbieten ist und auch die Kreativität meiner Lösungen ist enorm vielfältig. Lasse ich mich selbst coachen, erwarte ich persönlich neben intelligenten Fragen auch intelligente Lösungsvorschläge, die mir weiterhelfen. Andererseits lehrt mich meine Erfahrung, dass Lösungen, welche ich mir selbst erarbeitete, in der Umsetzung oft erfolgreicher sind. Da sie von mir kommen, sind sie mir nah, passen zu mir und lassen sich daher leichter verinnerlichen.
Meine Entwicklung als Coach
Was bedeutet dies für meine zukünftige Entwicklung als Coach? Auch ich möchte mich stets verbessern und daher noch stärker dem Drang widerstehen, meinem Gegenüber Lösungen zu präsentieren. Vielmehr will ich versuchen, ihn bzw. sie mit wirkungsvollen Fragen selbst auf den Weg zu schicken und als Moderator beim Finden der bestmöglichen Lösung des Problems zu unterstützen.
Was erwarten Sie von einem guten Coach? Jemanden der nur gute Fragen stellt oder auch jemanden, der Ihnen Lösungen aufzeigt? Gerne möchte ich Ihre Meinung hierzu erfahren, vernetzten Sie sich dazu einfach mit mir auf LinkedIn oder lassen Sie uns in einem gemeinsamen Gespräch über Ihre Vorstellung von gutem Coaching sprechen.