Gefangen im Führungslabyrinth – wenn trotz harter Arbeit kein Mehrwert entsteht
Eine hohe Arbeitsbelastung, Ablenkungen, unklare Prioritäten, unzureichende Delegation, mangelnde Selbstführung und unklare Ziele 🎯 sorgen dafür, dass man die 𝐖𝐞𝐫𝐭𝐬𝐜𝐡𝐨̈𝐩𝐟𝐮𝐧𝐠 𝐚𝐮𝐬 𝐝𝐞𝐧 𝐀𝐮𝐠𝐞𝐧 𝐯𝐞𝐫𝐥𝐢𝐞𝐫𝐭 ...
Es ist spätabends und Sarah, eine ehrgeizige und erfolgreiche CEO, sitzt noch in ihrem Büro und reflektiert ihren Tag. Die Dunkelheit draussen spiegelt ihre Gedanken wider, denn sie hat schon seit längerer Zeit das Gefühl, dass ihr Team in einem Labyrinth steckt und immer wieder an Sackgassen stösst. Zwar sind alle motiviert und erledigen ihre Aufgaben, aber am Ende kommen einfach keine Ergebnisse zustande. Das frustriert Sarah enorm. Als sie mir eine Woche später beim Coaching von ihren Sorgen erzählt, spüre ich ihre Verzweiflung. «Meine Mitarbeitenden sind engagiert und machen ihre Arbeit gut, doch irgendwie kommen am Ende keine zufriedenstellenden Resultate zustande», berichtet sie mir. «Ich verstehe einfach nicht, woran es liegt, dass wir nicht wirklich vorankommen. Hast du eine Idee?»
Ich muss nicht lange überlegen, denn Sarahs Problem ist eindeutig: «Sind du und dein Team denn auf Wertschöpfung fokussiert?», frage ich sie. Sarah schaut mich verwirrt an und antwortet: «Naja, wir wollen schon etwas erreichen, wenn du das meinst.» Ich lächle und sage: «Lass es mich so ausdrücken: Konzentrierst du dich als Führungskraft auf die reinen Aktivitäten und Prozesse oder wirklich auf die Ergebnisse? Auf den Mehrwert, der für Kunden, Mitarbeitende und das gesamte Unternehmen geschaffen wird?» Sarah bleibt stumm und denkt lange nach. Die Worte hallen in ihrem Kopf wider und sie erkennt, dass sie ihr dieser Fokus bisher fehlte. Mit einem Kopfschütteln antwortet sie schliesslich: «Ich glaube, daran muss ich arbeiten …»
Viele meiner Coachees haben ähnliche Herausforderungen wie Sarah und daher möchte ich im Folgenden auf die erste von sechs wesentlichen Führungskompetenzen eingehen, die jede Führungskraft beherrschen sollte: Die Fokussierung auf Wertschöpfung. Im ersten Moment klingt das simpel, doch bei genauerem Hinsehen ist es eine der anspruchsvollsten Aufgaben für Führungskräfte. In der Praxis sorgen eine hohe Arbeitsbelastung, Ablenkungen, unklare Prioritäten, unzureichende Delegation, mangelnde Selbstführung und unklare Ziele dafür, dass man die Wertschöpfung aus den Augen verliert, so wie es bei Sarah und ihrem Team der Fall war.
Resultate und Wesentliches – ein stabiles Fundament
Das Fundament, um den Fokus auf das Wesentliche zu lenken, besteht aus zwei Führungsmaximen: Orientierung auf Resultate und Konzentration auf Wesentliches. Ich erklärte Sarah genauer, was darunter zu verstehen ist: «Konzentriere dich weniger auf die reinen Aktivitäten und vielmehr auf die daraus resultierenden Ergebnisse. Dein Fokus sollte immer auf dem Mehrwert liegen. Auch ist es wichtig, dass du die wesentlichen Aufgaben und Prioritäten in den Vordergrund stellst, sonst verzettelt sich dein Team in Unwichtigem. Das führt dazu, dass du die knappen Ressourcen wie Zeit, Energie und Aufmerksamkeit in Bereiche investierst, die am Ende keinen oder nur wenig nutzen haben.» Damit Sarah diese Grundsätze verinnerlichen kann, gab ich ihr noch zwei Fragen mit auf den Weg:
- Setzt du mit deinen Aktivitäten tatsächlich die Ressourcen in optimaler Weise ein? Wenn nicht, wie kannst du es besser machen?
- Erzielen die Hauptaktivitäten, die du in dein Team überträgst, den höchsten Mehrwert für deine Organisation? Wenn nicht, welche anderen Hauptaktivitäten könnten einen größeren Mehrwert liefern?
Arbeiten, um zu arbeiten oder um Wertschöpfung zu schaffen?
Nach einigen Wochen traf ich Sarah wieder und fragte nach ihrem Fortschritt. Sie versuchte sich mehr auf die Ergebnisse und das Wesentliche zu fokussieren, doch das zeigte noch keine grossen Auswirkungen auf ihre Mitarbeitenden. Deshalb wollte sie mit mir darüber sprechen, warum ihre Mitarbeitenden die Wertschöpfung noch nicht auf dem Schirm haben. Ich nahm die Perspektive ihres Teams ein und schilderte Sarah, dass sich ihre Mitarbeitenden wahrscheinlich verpflichtet fühlen, pünktlich mit der Arbeit zu beginnen und mit klaren Strukturen, die sie sich vielleicht über Jahre erarbeitet haben, die anstehenden Aufgaben zu erledigen. Für sie ist es schlüssig, dass sie im Unternehmen angestellt sind und dafür bezahlt werden, zu arbeiten. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass sie einen Mehrwert für die Organisation schaffen. Es könne auch bedeuten, dass das Team sich darauf konzentriert Aufgaben abzuarbeiten, die nichts auf das «Unternehmenskonto» einzahlen. «Hier bist du als Führungskraft gefordert, sicherzustellen dass der unternehmerische Nutzen oder Mehrwert einer Aktivität stets im Vordergrund steht. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Aktivitäten um ihrer selbst willen dominieren. Du musst deinen Teammitgliedern den Zusammenhang zwischen ihrer Arbeit und dem daraus resultierenden Wert für das Unternehmen verdeutlichen können», sagte ich zu Sarah. Alles, was keinen Mehrwert schafft, sollte lediglich ein Nebenprodukt sein. Führungskräfte müssen hier die Verantwortung übernehmen und sich fragen: Wie trägt diese spezifische Aufgabe zum Erfolg des Unternehmens bei?
Die vier goldenen Nuggets
Führungskräfte brauchen den Mut, kritisch zu hinterfragen, ob sie sich zu viel mit Unwichtigem beschäftigen. Nur so können sie ihre Prioritäten richtig ordnen, was dazu führt, dass die geleistet Arbeit einen Mehrwert für das Unternehmen bringt. Damit Sarah sich und ihre Mitarbeitenden auf mehr Wertschöpfung fokussiert, habe ich ihr vier goldene Nuggets mit auf den Weg gegeben:
- Sei ein Vorbild und sorge dafür, dass du deinen Mitarbeitenden vorlebst, wie sie einen Mehrwert schaffen können.
- Entferne Unwichtiges: Eleminiere unnötige Aktivitäten konsequent.
- Entlaste dein Team: Ermutige zu einer ausgewogenen Arbeitsweise in deinem Team und sorge dafür, dass sich jeder auf das Wesentliche konzentriert.
- Überprüfe die Fortschritte: Frage deine Mitarbeitenden zum Beispiel: «Was hast du in den letzten ein bis zwei Wochen unternommen, um das Aufgabenspektrum zu straffen und den Fokus auf die wichtigsten Ziele zu richten?» Diese Frage sollten sie beantworten können.
Hast du als Führungskraft eine ähnliche Herausforderung wie Sarah und das Gefühl, dass die Arbeit in deinem Unternehmen zu wenig zählbare Ergebnisse bringt? Dann empfehle ich dir an der Führungskompetenz «Auf Wertschöpfung fokussieren» zu arbeiten. Viele weitere Impulse, Handlungsempfehlungen und Reflexionsfragen dazu bekommst du in meinem neuen Buch «Die Heldenreise einer Führungskraft. Wie du als Leader*in die beste Version deiner selbst wirst». Erhältlich bei Amazon, Orell Füssli, Wiley oder direkt beim Autor