Führungskraft oder Eisverkäufer – was ist deine Rolle?
💼 𝗙𝘂̈𝗵𝗿𝘂𝗻𝗴𝘀𝗸𝗿𝗮𝗳𝘁 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗘𝗶𝘀𝘃𝗲𝗿𝗸𝗮̈𝘂𝗳𝗲𝗿🍦– 𝘄𝗮𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗥𝗼𝗹𝗹𝗲?
Bist du auch der Meinung, dass dich deine Mitarbeitenden als Führungskraft mögen sollten? Oder ist es wichtiger, dein Team zum Erfolg zu führen? 🤔
In meinem neuen Artikel erfährst du, wie es mit meiner Coachee Anna weitergeht, die nach wie vor das grosse Bedürfnis hat, dass ihre Mitarbeitenden sie mögen. 🥰 Entdecke, warum es unerlässlich ist, Mitarbeitende gelegentlich aus ihrer Komfortzone herauszuführen und wie du als Führungskraft die Verantwortung dafür trägst, die Standards für das gesamte Team festzulegen.
Welche Rolle(n) sollte deiner Meinung nach eine Führungskraft einnehmen?
Es war ein regnerischer Dienstagmorgen, als Anna sich auf den Weg zu ihrem monatlichen Coaching-Termin machte. Die letzten Wochen hatten sie besonders nachdenklich gestimmt. Trotz ihrer bisherigen Fortschritte beim Führen von schwierigen Feedbackgesprächen hält sich bei ihr hartnäckig der Gedanke, dass sie von allen ihren Mitarbeitenden gemocht werden will. Nach einem kurzen Austausch berichtet Anna von ihrer nach wie vor grössten Herausforderung. «Ich will für mein Team da sein, die Bedürfnisse erfüllen und eine angenehme Arbeitsatmosphäre schaffen. Ich möchte, dass sie mich mögen – wie ein Eisverkäufer, der jedem Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Doch ich habe das Gefühl, dass ich mit dieser Einstellung nicht weiterkomme, denn ich eiere noch immer herum, wenn es darum geht, wirklich harte Kritik zu üben.» Ich nicke verständnisvoll.
«Das Bild des Eisverkäufers ist charmant», sagte ich. «Lass uns das etwas genauer betrachten. Als Eisverkäufer ist dein Ziel klar: Du willst Freude bereiten und im besten Fall hat jeder Kunde am Ende genau das Eis in der Hand, welches er sich wünscht. In der Führung ist es jedoch viel komplexer. Als Führungskraft ist es deine Aufgabe, mit den dir anvertrauten Menschen und Ressourcen das Optimum für das Unternehmen herauszuholen. Das bezieht sich immer auf die strategischen Ziele des Unternehmens. Wenn sich deine Mitarbeitenden noch dazu bei der Arbeit wohlfühlen, leisten sie mehr. Das heisst allerdings nicht, dass du wie ein Eisverkäufer agieren solltest, sondern manchmal bedeutet das, dass du Entscheidungen treffen musst, die unpopulär sind oder deine Mitarbeitenden aus ihrer Komfortzone herausfordern.» Anna runzelte die Stirn. «Aber wird man dann nicht schnell zur ‹Bösen›?» «Es geht nicht darum, ‹böse› zu sein», erkläre ich geduldig. «Es geht darum, authentisch und ehrlich zu sein und gleichzeitig das grosse Ganze im Blick zu behalten. Deine Aufgabe ist es nicht, jedem zu gefallen – was übrigens auch unmöglich wäre – sondern dein Team zum Erfolg zu führen.»
Anna lehnte sich zurück und lässt meine Worte auf sich wirken. «Also sollte ich akzeptieren, dass ich nicht von allen gemocht werde?», fragte sie nach einer Weile. Meine Antwort dazu ist klar: «Ja, akzeptiere es und konzentriere dich darauf, respektvoll und fair zu sein und dein Team dazu zu bringen, ihr Bestes zu geben – auch wenn das manchmal heisst, unbequeme Entscheidungen zu treffen oder Konflikte auszutragen.» Meine Empfehlung an Anna ist, sich das zentrale Motto «Respekt vor Popularität», welches ich selbst von Mary Moore gelernt habe, immer wieder zu sagen.
Welchen «Lehrer» willst du?
Damit Anna den Kern noch besser versteht und eine andere Perspektive einnehmen kann, gehe ich mit ihr gedanklich zurück in die Schulzeit. Wahrscheinlich hatten wir alle einen Lehrer, den wir besonders «cool» fanden. Er wurde von allen gemocht – der typisch lockere Kumpeltyp, der sogar beim Spicken manchmal ein Auge zudrückte. Haben wir uns nicht alle einen solchen Lehrer gewünscht? Nun, spätestens bei den Abschlussprüfungen wird es kritisch, denn dann wird uns bewusst, dass wir nichts von ihm gelernt haben. Er war wie der nette Eisverkäufer, der uns zwar ein Lächeln ins Gesicht zauberte, aber nicht wirklich zu unserer Entwicklung beitrug. Im Vergleich dazu nehmen wir die strenge Lehrerin, vor der alle Schüler Respekt hatten. Sie war zwar nicht sonderlich beliebt, doch hat den Schulstoff hervorragend präsentiert. Im Rückblick sind wir ihr dankbar dafür, dass wir in ihren Fächern bei den Prüfungen gute Noten hatten, auch wenn ihr Unterricht uns forderte und anstrengend war. Mitarbeitende sind zwar keine Schüler, aber dennoch sind die Führungskräfte ein Stück weit für ihre berufliche Entwicklung verantwortlich – und dazu gehört es auch, das Beste aus ihnen herauszuholen.
Hinter den Grenzen liegt das Potenzial
Um das Optimum zu erreichen, ist es unerlässlich, die Mitarbeitenden gelegentlich aus ihrer Komfortzone herauszuführen. Das bedeutet, sie bewusst an ihre Grenzen zu bringen oder sogar darüber hinaus, um das volle Potenzial auszuschöpfen. «Als Führungskraft ist es deine Verantwortung, deine Mitarbeitenden zu begleiten und sie auf den richtigen Kurs zu bringen, wenn sie deinen Erwartungen nicht gerecht werden. Darüber hinaus ist es unumgänglich, dass du die Fähigkeit besitzt, Mitarbeitende zu konfrontieren, wenn ihr Verhalten unangemessen, oder ihre Leistung unterdurchschnittlich sind», schärfe ich Anna ein. Zudem mache ich ihr deutlich, dass sie die Verantwortung dafür trägt, die Standards, die sie gesetzt hat, klar und deutlich zu kommunizieren und sicherzustellen, dass sie nicht nur verstanden, sondern auch angestrebt werden. Auch wenn die Botschaft unangenehm sein mag, schätzen die meisten Mitarbeitenden Klarheit und Gewissheit. Es gibt ihnen eine Richtlinie und ein klares Ziel, dem sie folgen können, und letztendlich fördert dies die allgemeine Zufriedenheit und Leistung im Team.
Du bestimmst den Standard
Es liegt in der Verantwortung der Führungskraft, den minimalen Leistungsstandard für das gesamte Team festzulegen und darauf zu bestehen, dass dieser erreicht wird. Dabei denke ich besonders an Peter und Stefanie, von denen mir Anna im letzten Coaching erzählt hat und die sowohl durch ihr Verhalten als auch ihre Leistung negativ auffallen. «Aber ich habe auch Christian und Julia, die mit Spitzenleistungen glänzen», wirft Anna ein. «Es geht nicht darum, die Spitzenleistungen einiger weniger zu fördern, sondern auch darum, den schwächeren Mitgliedern die Unterstützung und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen, um sich zu verbessern», erkläre ich. Es ist eine weit verbreitete, aber fehlerhafte Annahme, dass die Qualität eines Teams ausschliesslich durch die besten Leistungsträger definiert wird. Tatsächlich sind die allgemeine Qualität und Effizienz des Teams oft stärker von den schwächeren Mitgliedern abhängig. Die Leistung der «Schwächsten» gibt vor, was akzeptabel ist und kann den allgemeinen Standard senken. Deshalb ist es auch für Anna so wichtig, dass sie die Messlatte höher legt und ihre Mitarbeitenden fordert, auch wenn sie dadurch vielleicht an Beliebtheit verliert. «Du bist nicht Führungskraft geworden, um alle Menschen glücklich zu machen, denn das kann wirklich nur der Eiskäufer. Wenn du dieses Ziel hast, solltest du deine Rolle noch einmal überdenken.» Ich gebe Anna abschliessend bewusst diese harten Worte mit auf den Weg, damit sie vor unserem nächsten Termin gut reflektieren kann, wer sie als Führungskraft sein möchte.
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