Den Funken anfachen oder ersticken – wie wichtig sind selbstbewusste Mitarbeitende?
Zu Beginn möchte ich die Geschichte einer Lehrerin erzählen, die sich zum Start des Schuljahres Gedanken darüber machte, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler am besten motivieren und für den Lernstoff begeistern kann. Üblicherweise starten die Kinder ohne Note ins neue Schuljahr oder sind schlimmstenfalls noch mit einer schlechten Note belastet. Doch die Lehrerin hatte eine aussergewöhnliche Idee, die auch für Führungskräfte von Bedeutung ist.
Sie verkündete allen Schülern, dass sie mit einer Eins ins Schuljahr starten würden. Das Einzige, was sie nun tun müssten, sei diese Note zu halten. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Kinder erzielten hervorragende Leistungen und waren höchst motiviert, ihre gute Note zu behalten. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie eine positive Erwartungshaltung das Verhalten und die Leistung von Menschen beeinflussen kann.
Akademischer Ausreisser oder purer Zufall?
Wir bleiben noch im Kontext der Schule. In den USA wurde in den 1960er-Jahren eine Studie an Grundschullehrer/innen in Kalifornien durchgeführt. Dieses Experiment der Forscher Robert Rosenthal und Leonore Jacobsen ist heute bekannt als «Pygmalion-Effekt» oder «Rosenthal-Jacobson-Studie». In der Studie wurde den Lehrkräften die falsche Information gegeben, dass bestimmte Schüler/innen in ihren Klassen als «akademische Ausreisser» identifiziert wurden, von denen im kommenden Jahr ein erhebliches intellektuelles Wachstum zu erwarten sei. In Wirklichkeit wurden diese Schüler/innen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, und es gab keine Beweise dafür, dass sie tatsächlich akademische Fortschritte machen würden. Am Ende des Schuljahres stellten die Forscher fest, dass die Schüler/innen, die als akademische Ausreisser eingestuft worden waren, im Vergleich zu ihren Mitschüler/innen wirklich erhebliche Lernfortschritte gemacht hatten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Erwartungen der Lehrkräfte an die Schüler/innen einen erheblichen Einfluss auf deren Leistungen hatten.
Die Studie zeigte, dass die Überzeugungen der Lehrkräfte über ihre Schüler/innen deren Verhalten und Erwartungen beeinflussen können, was sich letztendlich auf die Ergebnisse auswirkte. Dieses Phänomen ist heute als «Pygmalion-Effekt» oder «selbsterfüllende Prophezeiung» bekannt. Das Experiment wurde inzwischen in verschiedenen Umgebungen und mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen wiederholt, und die Ergebnisse stimmen mit der ursprünglichen Studie überein.
Nicht nur in der Schule …
Jetzt könnte man meinen, dass sich diese Effekte nur in Schulen zeigen und Erwachsene ganz anders reagieren als Kinder. Doch dem ist nicht so. Ein gewitzter regionaler Verkaufsleiter einer grossen Versicherung erzählte seiner Verkaufsmannschaft, dass die Geschäftsleitung die Verkäufer nach ihrem Potenzial in Teams eingeteilt habe. Er habe herausgefunden, dass es sich bei seinen Verkäufern um das Team mit dem grössten Potenzial handle. Das Ergebnis war das gleiche wie in der Schule: Dieses Team erzielte im Vergleich zu den anderen Teams mehr und grössere Verkaufsabschlüsse. Sie wurden sogar von den Kollegen als Superstars gefeiert. Der Bereichsleiter hingegen, der glaubte, die schlechten Verkäufer zu haben, hatte seinem Team gegenüber schon von Beginn an eine negative Einstellung, welche sich letztendlich in einer negativen Performance widerspiegelte.
Positive Verstärkung – eine Aufgabe der Führung
Diese Versuche zeigen deutlich, dass Führungskräfte es in der Hand haben, das Selbstbewusstsein ihrer Mitarbeitenden zu fördern oder es zu ersticken. Je nachdem wie sie vorgehen, lässt sich die Performance massgeblich beeinflussen. Das Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden steht und fällt bereits mit den ersten Wochen im Unternehmen. Neue Mitarbeitende sollten daher von der Führungskraft Aufgaben erhalten, die sich leicht lösen lassen. Dadurch erhalten die Neuen direkt erste Erfolgserlebnisse, die ihr Selbstbewusstsein stärken. Auch das Hervorheben und Wertschätzen von Leistung – am besten vor versammelter Mannschaft – und die positive Verstärkung sind Massnahmen, die zu mehr Selbstbewusstsein führen und wiederum in besseren Ergebnissen münden.
Selbstbewusste Mitarbeitende erzielen besser Ergebnisse – dafür ist es essenziell, dass sie auch selbstbewusste Führungskräfte haben. Ist dies ein Thema, welches Sie beschäftigt? Dann lassen Sie uns miteinander sprechen. Weitere Impulse finden Sie auch in meinen anderen Blogs sowie in meinem Buch «Das Phönix-Prinzip».
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