Dauerhaft das eigene Führungsverhalten verändern – ist das möglich?
Die Frage, wie sich das eigene Führungsverhalten nachhaltig und dauerhaft verändern lässt, beantwortet Leadership Coach Patrick Freudiger
Obwohl Führungskräfte wissen, dass die Verbesserung ihres täglichen Führungsverhaltens enormen Einfluss auf ihr berufliches Wirken habe, zeige die Erfahrung von Patrick Freudiger, Schweizer CIO des Jahres 2016, dass sie sich ohne ein einschneidendes Erlebnis nicht wesentlich weiterentwickeln.
Vielen falle es leicht, erfolgs- und glückslimitierende Gewohnheiten beizubehalten und schwer, erfolgsbringende, freudevermehrende Gewohnheiten aufzubauen. „Bemühen wir uns, Gewohnheiten zu ändern, arbeiten wir bewusst oder unbewusst mit Zielen. Vielleicht haben Sie sich Ziele aufgeschrieben und lesen sich diese von Zeit zu Zeit zur Erinnerung durch. Aber es fällt Ihnen trotzdem schwer, diese Ziele länger als ein paar Tage konsequent zu verfolgen. Das liegt vor allem daran, dass außer Acht gelassen wird, dass auf verschiedenen Ebenen Ziele formuliert werden können“, erläutert Patrick Freudiger.
Die drei Veränderungsebenen sind die Ergebnis-Ebene, die sich mit einem konkreten Ziel und dessen Erreichung durch ein Ergebnis befasst, die Prozess-Ebene in der es darum geht, Gewohnheiten und Systeme zu ändern, um Ziele zu erreichen und die dritte und tiefste Ebene, die Identitäts-Ebene, die sich mit der Änderung von Überzeugungen, Denkweisen und dem Selbstbild befasst. „Resultate sind das, was Sie erreichen. Prozesse sind das, womit Sie sich beschäftigen. Identität ist das, woran Sie letztlich glauben“, fasst Freudiger zusammen.
Wenngleich alle Ebenen ihre Berechtigung haben, so konzentrieren sich viele Menschen nur auf ein Ziel, was häufig im Widerspruch mit dem aktuellen Selbstbild und der Bereitschaft einen Prozess zu durchlaufen stehe. Aufgrund dessen falle es schwer neue Gewohnheiten dauerhaft zu etablieren. „Die Erwartungshaltung, dass sich Ihr Verhalten ändert, obwohl Ihre innere Überzeugung unverändert ist, ist ein Trugschluss“, gibt Patrick Freudiger zu bedenken.
Ein Großteil der Führungskräfte, die Gewohnheiten abstellen wollen, die sie in ihrem Weiterkommen behindern, denke zunächst nicht daran, auch ihre Identität zu verändern. Es sei daher wichtig zu hinterfragen, welche Überzeugungen, hinter dem eigenen Handeln stehen, ob die Denkweise zum gesetzten Ziel passe und welcher Mensch man als Führungskraft sein möchte. „Die ultimative Form der intrinsischen Motivation ist, wenn neue Gewohnheiten Teil der Identität werden. Dann erst ist eine dauerhafte und nachhaltige Veränderung im Führungsverhalten möglich“, resümiert der erfahrene Leadership-Coach.